Hadersdorf Kirche

Geschichte der Pfarre

Das Gründungsjahr der Pfarre Hadersdorf am Kamp wissen wir nicht. Aber 1238 muß bereits eine Pfarre bestanden haben. Das ergibt eine Urkunde des Stiftes Zwettl, datiert vom 15. Jänner 1238, darauf sind als Zeugen Rudolphus Plebanus (Pfarrer) de Hedreisdorf und verschiedene Bürger aus dem Markte unterschreiben.

Da auch ein Schullehrer aufscheint, dürfte bereits eine Schule bestanden haben. Die älteste Kirche wurde jedenfalls zur Zeit oder schon vor der Pfarrerrichtung erbaut und war, wie der wohl aus derselben Zeit stammende Karner zeigt, im sogenannten Übergangsstil (von der Romanik zur Gotik) errichtet. Bei der Innenrenovierung der Kirche wurden zwei romanische Fensternischen freigelegt, die durch die Aufbauten der Seitenaltäre wieder verdeckt sind. Ob diese erste Pfarrkirche vom Feinde zerstört oder baufällig wurde, wissen wir nicht. Sie wich um 1400 einem gotischen Bau, den wir noch im Rathaussaal in Hadersdorf und in der Wallfahrtskirche Maria Langegg auf dem Votivbild der Hadersdorfer Bürgerschaft aus dem Jahre 1680 sehen können.

Diese gotische Kirche war 1546 so baufällig, dass der Rat bei der NÖ Kammer um die Bewilligung einkam, einige Kirchenweingärten verkaufen zu dürfen, um von dem Erlös die Kirche zu restaurieren. In verschiedenen Berichten aus dem 16. und 17. Jhdt. war der Markt überwiegend protestantisch; daher hatten die Bewohner begreiflicherweise für die Kirche alten Glaubens nichts übrig. Erst 1632 wird wieder ein katholischer Priester erwähnt. Aus Bruderschaftsrechnungen geht hervor, dass die Kirche damals kein Gewölbe, sondern eine flache Holzdecke hatte, welche entweder ganz eingestürzt oder sehr schadhaft war. Auch 1653 wird noch vom "zerbrochenen Kirchenboden" gesprochen. Das Presbyterium der alten Kirche hatte zwar ein Gewölbe, aber dieses war gleichfalls schadhaft. Wie die Kirche so war auch der Turm an der Westseite baufällig. Diese gotische Kirche hatte drei, eine Zeitlang vier Altäre. Der vierte Altar wurde 1679 - er war vielleicht dem hl. Leonhard geweiht - abgetragen, da er den Hochaltar zu sehr verdeckte.

Er stand beim Eingang der heutigen Kreuzkapelle. Diese wurde unter Pfarrer Jakob Präschern, bisher Feldkaplan im Heere Prinz Eugens v. Savoyen, erbaut. Pfarrer Präschern liegt auch in der Kreuzkapelle begraben (siehe Grabplatte). Beachtenswert ist der Rokokoaltar aus schwarzem Stuckmarmor mit weißen Bildwerken aus Holz. Das gleichfalls bedeutungsvolle schmiedeeiserne Gitter stammt von Johann Adam Kuhn aus Groß-Weikersdorf. Unter Pfarrer Präschern wurde nun endlich vom Steiner Baumeister Simon Haitzinger über dem gotischen Vorgängerbau (Strebepfeiler) die Kirche umgebaut (1746/50), barockisiert, und der jetzige schöne Turm an der Ostseite errichtet (1768). Die Kirche wurde nach Abtragung des Westturmes um diesen Teil verlängert (Orgelchorraum). Bei den Renovierungsarbeiten 1978/79 wurden die Reste der gotischen Abschlußmauer gefunden. Das barocke Inventar stammt zum größten Teil auch aus dieser Zeit. Der Markt Hadersdorf war landesfürstlich, wie auch die Pfarre ein landesfürstliches Lehen war. Finanzielle Schwierigkeiten dürften auch in früheren Zeiten die Bürger gequält haben. 1614 wurde die Pfarre 15 Jahre an Stift Zwettl verpachtet.

Dieses Pachtverhältnis hielt nur einige Jahre, denn 1623 sollte sie an den Richter des kaiserlichen Marktes Hadersdorf verpachtet werden. Aber auch die Gemeinde konnte und wollte den Bestandsvertrag nicht einhalten, weshalb der Schlüsselamtsmann von Krems, Siegfried Christophorus von Perkhoven, 1631 einsprang. 1665 wurde die Pfarre mit ihren Einkünften dem Chroherrenstift "Tirnstein" (Dürnstein) auf 15 Jahre übergeben. 1679 brach in der Gegend die Pest aus. Pfarrer Stuffler gelobte zur Abwendung der Pest, so lange er am Leben und hier sein wird, am Hochaltar, mit Aussetzung des Allerheiligsten an allen Sonn- und Feiertagen wie wöchentlichen Freitagen fünf Vater Unser mit "ausgespannten Armen neben den Pfarrkindern" zu beten. Desgleichen hat der Rat und die Bürgerschaft um Abwendung der Pest ein Votivbild an Maria Langegg gespendet und auf ewig feierlich gelobt, an dem Tag "Fabiani und Sebastiani" jährlich nach Maria Langegg zu pilgern.

Diese Wallfahrt findet noch immer statt. Auf dem Votivbild ist eine gute Ansicht der Kirche und des Hauptplatzes aus dieser Zeit zu sehen. Eine Kopie befindet sich im Rathaussaal. Ab 29.11.1791 ist die Pfarre dem Zisterzienserstift Raitenhaslach in Bayern inkorporiert. Der Vertrag dauert nur bis 1803, da das Stift durch Gesetzesänderung aufgehoben wurde.

Hadersdorf hat ab 1806 wieder Weltpriester. 1847 wurde die Orgel durch den Orgelbaumeister Christoph Erber aus Wien zum größten Teil neu hergestellt (18 Register). Am 7. Oktober 1848 verließ Kaiser Ferdinand Wien und kam am 9. Oktober unvermutet mit einer Bedeckung von 4000 Mann Soldaten in Hadersdorf an.

Die Majestäten übernachteten im Pfarrhof. Aus der Geschichte jüngster Vergangenheit ist noch zu erwähnen: Im Jahre 1973 wurde der alte Pfarrhof gänzlich abgerissen und 1974 durch einen Neubau (Architekt Werner Appelt, Wien) ersetzt. Dadurch wurde der Karner wieder "frei" - er war zu zwei Drittel im Pfarrhof "eingebaut" - und der Platz vor dem Pfarrhof und der Kirche gewonnen, wo jetzt der Wappenbaum zu sehen ist.

Ein Rundgang durch die Kirche

Presbyterium; der Hochaltar ist aus Holz, marmoriert. Die Kreuzigungsgruppe mit Maria Magdalena war früher (vor 1956) vis a vis von der Kanzel. Seit 1978 ist diese Gruppe mit einem goldenen Strahlenkranz umgeben.

Der Hochaltar gehört nicht zum selben Inventar wie die Seitenaltäre. Die beiden Statuen rechts und links stellen die hl. Florian und Sebastian dar. Die gotische Nische rechts vorne erinnert an die gotische Kirche. Bis zur Barockisierung (1746/50) gab es an der Stirnfont des Presbyteriums ein großes gotisches Fenster, das dann vermauert wurde, da dahinter ja der barocke Turm gebaut wurde. Interessant ist sicher auch der Taufbrunnen, der aus Marmor besteht und neunseitig ist. Der Volksaltar ist aus jüngerer Zeit aus Holz und wurde zur gesamten Barockausstattung "dazumarmoriert".

Die Kanzel ist aus Holz, marmoriert, stammt aus dem 18. Jhdt. und zeigt 4 Reliefs aus den Gleichnisreden Jesu. Die Figur auf dem Schalldeckel oben ist der "Glaube". Das schmiedeeiserne Gitter von J.A.Kuhn aus Groß-Weikersdorf schließt die Kreuzkapelle ab. Diese wurde unter Pfarrer J. Präschern, der die Barockisierung der Kirche vornahm, erbaut. Seine Gebeine ruhen in dieser Kapelle. Beachtenswert ist der schöne Rokokoaltar aus schwarzem Stuckmarmor mit weißen Bildwerken und einer "schwarzen Madonna". Wieder im Presbyterium angelangt, finden wir auf dem rechten Pfeiler ein übertragenes Fresko der beiden Kirchenpatrone Peter und Paul. Das Orginal befindet sich an der Mauer unter der Kreuzigungsgruppe. Bei der Innenrenovierung 1978/79 wurde das gesamte Presbyterium um eine Stufe angehoben. Im Hochaltarraum gibt es noch einige der ursprünglichen Bodenplatten.

Die beiden Seitenaltäre stammen aus dem 18. Jhdt. Der linke Seitenaltar wird auch "Katharinenaltar" genannt. Auf dem großen Altarbild sehen wir die Hl. Familie, die Allerheiligste Dreifaltigkeit und die Großeltern des Jesukindes. Ergänzt wird dieses Bild noch durch die "weitere Verwandtschaft Jesu", durch die beiden Statuen: Elisabeth und Zacharias. Der rechte Seitenaltar ist der sogenannte "Nikolausaltar". Auf dem großen Altarbild sehen wir die seltene, aber interessante Darstellung der 14 Nothelfer. Ihre Verehrung beginnt Mitte des 15. Jhdts. Auf dem Bild sind den Heiligen auch ihre "Attribute" (Zeichen ihres Matyriums oder Dinge aus ihren Lebensbeschreibungen) beigegeben. Wenn wir den Rundgang fortsetzen fallen die 7 Bilder an den Kirchenwänden auf. 3 befinden aich im Presbyterium, die weiteren 4 im Kirchenschiff. Diese 7 Bilder gehören zu Stationen des Kreuzweges Jesu. Es sind Ölgemälder aus der Schule des Kremser Schmidt von Leopold Mitterhofer aus dem Jahre 1820. Diese Stationsbilder beginnen mit der Todesangst Jesu und enden mit der Auferstehung.

Die Bänke wurden bei der letzten Innenrenovierung erneuert. Nur die Bankhäupter sind noch ursprünglich (von ca. 1790). Über den beiden Seitenaltären befinden sich die Statuen des hl. Johannes Nepomuk (Fest am 26.5.) und des hl. Donantus (Fest am 30.6.), der auch als Weinpatron verehrt wird.

Die beiden Beichtstühle stammen aus der Zeit um 1800 und wurden bei der Renovierung 1978/79 mit dazupassenden Türen versehen. Unter dem Orgelchor finden wir 2 Grabsteine aus dem 17. und 18. Jhdt. Sie erinnern an einen Marktrichter und einen Priester, die beide hier in der Kirche begraben liegen. Ihre Gebeine ruhen in der Gruft vor den Stufen zum Presbyterium, die mit den Bodenplatten wieder verdeckt worden sind. Bei den Renovierungsarbeiten stießen wir auch auf die gotische Abschlussmauer.

Hier endete einst die gotische Kirche und dahinter stand der gotische Turm. Heute befindet sich an der gleichen Stelle die Orgelempore mit einer pneumatischen Orgel, die in ihrem Kern auf das Jahr 1847 zurückgeht. Erwähnenswert ist sicher noch, daß die Kirche romanische Mauerreste enthält. 2 romanische Fensternischen wurden bei der Kirchenrenovierung 1978/79 freigelegt und befinden sich hinter den beiden Seitenaltären.

Nach dem Rundgang in der Kirche sollte man sich unbedingt auch außerhalb der Kirche auf dem schönen Marktplatz umsehen. Auf der Außenwand der Kirche kann man Reste der Gotik finden - wie Spitzbögen über dem Fenster.
Unter dem Karner befinden sich ca. 1000 Skelette. Sehenswert ist auch die barocke Nepomukkapelle neben dem Karner.
Im Turmdurchgang befindet sich die Darstellung der Pieta umgeben von der hl. Veronika und dem hl. Johannes. Die Figurengruppe stammt aus dem 17. Jhdt.

Zur Pfarre Hadersdorf gehört als einzige Filiale der Ort Kammern. Die Kapelle von Kammern ist der hl. Magdalena geweiht (Fest 22. Juli) und wurde 1833 von Baumeister Karl Maglock aus Straß errichtet. Nach einer Renovierung im Jahre 1849 fand die feierliche Weihe statt. Das Altarbild stammt aus der Meierhofkirche - dem ehemaligen Gutshof in Kammern, ebenso eine kleine Glocke, die 1805 bei der Franzoseninvasion von Leuten aus Kammern gerettet worden war. Beides überließ das Stift Zwettl - ehemaliger Gutsbesitzer - der Gemeinde. In der Kapelle wird einmal monatlich eine hl. Messe gefeiert.


Jakob Pich: Aus der Vergangenheit des Marktes Hadersdorf
Franz Eppel: Das Waldviertel
Häusler-van d. Kallen: Das Kamptal
Kirchenfüher erstellt durch OSR Höpfner, Dr. Roch;

Überarbeitet durch: Mag. Andreas Kompek (2001)